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Es werden Posts vom April, 2020 angezeigt.

Freiheit ist eine Zumutung

Ich schreibe diesen Blogpost während eines Spaziergangs. In meinem Kopf. Es ist morgens um 06:28, die Sonne geht hinter dem Wald auf. Und ich bin hier mit meinen Gedanken, weil sie hier mehr Raum haben. Nach einem langen Gespräch kam mir letztens ein Zitat aus einem meiner Lieblingsbücher in den Sinn. Im Buch „Das grosse Los“ schreibt Meike Winnemuth was sie gemacht hat, als sie eine halbe Million Euro in der Fernsehsendung „Wer wird Millionär“ gewonnen hatte; nämlich während eines Jahres jeden Monat in einer anderen Weltstadt gelebt. Sie meinte: „ Freiheit ist erst mal eine Zumutung, niemand von uns hat gelernt, wie das geht .“ Ich lebe in einer Welt voller Freiheiten, in einem Land mit unbegrenzten Möglichkeiten; ich lebe im Wohlstand, bin umgeben von einem guten Gesundheitssystem und bin ver- und abgesichert. Und damit mich meine Freiheit nicht übermannt, ist mein Alltag normalerweise getaktet und hat klare Strukturen.  Was die Freiheit jetzt aber zur Zumutung macht...

Weshalb wir nicht mehr zurück können

und weshalb es keinen Sinn machen würde, zurück zu wollen.  Unser Alltag ist dominiert von dem Gedanken, wann endlich wieder Alltag eintritt.  Die vergangenen zwei Monate haben mein Leben dahingehend verändert, dass ich mich täglich frage, welcher Tag heute ist. Meine Routinen, Termine und Vereinbarungen sind immer noch über den Haufen geworden. Und ja, manchmal wünsche ich mir gerne Anhaltspunkte zurück, Ampeln und Wegweiser, Struktur und Sicherheit.  Doch wird der Alltag, so wie wir ihn kannten, jemals wieder eintreten? Wir sind wie ein Puzzle. Uns wird immer wieder ein Teil hinzugefügt und manchmal auch eines weggenommen. Die Lücke kann zwar mit einem ähnlichen Teil gefüllt werden, aber das Gesamtbild wird nie mehr so aussehen wie früher. Würden wir also zurückgehen wollen, zu dem Zeitpunkt, als das alte Stück noch da war, würden wir alle Neuen verlieren. Und wenn ich für mich sprechen kann, dann weiss ich, dass ich diesen Verlust nicht ertragen wollen w...

Der Haken

Ich glaube es gibt nur wenige Texte, die ich vor so langer Zeit begonnen und nie beendet habe. Ich weiss noch, dass ich die Idee hierfür in einem Café hatte. Ich habe zwar zu schreiben begonnen, aber es hat sich einfach nicht richtig angefühlt, ihn zu beenden. Das gewisse Etwas hat gefehlt, bis letzte Woche das fehlende Puzzleteil aufgetaucht ist.  Meine Eltern haben auf ihrem Küchentisch eine Sammlung von verschiedenen Zitaten. Manchmal zieht mittags einer von beiden ein Zitat und liest es vor. Als ich letzte Woche zum Mittagessen eingeladen war, lautete das Zitat, diesmal von Franz Kafka, folgendermassen:  « Verbringe die Zeit nicht mit der Suche nach einem Hindernis.  Vielleicht ist keines da .» Da kam mir wieder dieser Text in den Sinn, der irgendwo in den Untiefen meines Macbooks auf seine Fertigstellung warten. Die Zeilen darüber, dass wir immer der Haken an jeder Sache suchen. Immer.  Ich weiss nicht, ob das ein Überlebensmechanismus ist ode...

Was du über andere sagst...

… sagt manchmal mehr über dich aus, als über die anderen. Es ist doch so. Man erhält eine Kritik, die man unmöglich einordnen kann. Man erhält ein Kompliment, dass man gar nicht glauben kann. Es wird geurteilt und manchmal auch verurteilt, gelobt und kritisiert und nicht immer ist das alles gerecht, akzeptabel oder angebracht. So glauben wir zumindest.  Ich glaube, dass Wut, Trauer und Missverständnisse auch dazu führen, dass wir anderen zeigen wollen, wie es uns geht. Aber nicht, indem wir ihnen von uns erzählen, sondern indem wird über andere urteilen.  So frage ich mich manchmal, woher Schlagzeilen in einer Gratiszeitung stammen. Wie sehr jemand anderes verurteilt wird, nur damit es unserem Ego besser geht. Weshalb im Internet Kommentare existieren, die nichts mit der Sache zu tun haben, die dort präsentiert wird, sondern nur darüber urteilen, weshalb, warum und wie jemand etwas gemacht hat. Und manchmal nicht einmal das.  Es gibt Menschen, die schreiben n...