Keiner wird gefragt
wann es ihm recht ist,
Abschied zu nehmen
von Menschen
von Gewohnheiten
von sich selbst
irgendwann
heisst es
damit umgehen
ihn aushalten
annehmen
diesen Schmerz des Sterbens
dieses Zusammenbrechen
um neu aufzubrechen.
Dietrich Bonhoeffer
Ich wünschte, ich hätte dieses Gedicht nie gelesen und mich gleichzeitig so damit verbunden gefühlt. Und irgendwie wünschte ich auch, dass ich nie das Bedürfnis bekommen hätte, dieses Gedicht zu teilen. Schon oft habe ich geschrieben, dass das Leben seine eigenen Regeln hat und ehrlich gesagt mag ich das nur, wenn die Karten mir zugespielt werden. Manchmal ist das einfach alles so ermüdend.
Um aufbrechen zu können, muss manchmal zuerst etwas aufbrechen. Und manchmal sind dies die tiefsten Abgründe. Voll von Schmerz, Trauer und Unverständnis. Voller Wut und erschüttert von und unter den Dingen, mit denen man zurückgelassen wurde. Nackte Tatsachen und unumstösslichen Fakten. Mit Tränen und Leere.
Wir werden nicht gefragt, ob wir bereit sind, um aufzubrechen. Zu etwas Neuem, wo zu Beginn ganz viel zu fehlen scheint. Wenigstens jemand. Zu einer Welt, die sich weiterdreht, wie sie es schon immer getan hat, und trotzdem alles anders zu sein scheint. Wir werden ins kalte Wasser geworfen und müssen schwimmen, wohin auch immer. Und obwohl alles in mir stillzustehen scheint, fliesst das Wasser weiter.
Den Schmerz anzunehmen. Etwas so sehr auszuhalten, während es zusammenbricht, während man zusammenbricht. Und obwohl es in den Trümmern auch immer wieder kleine Funken gibt, die einem zum Weitermachen verhelfen, so ist es doch einfach nur alles, was man nie wollte.
Ich wünsche dir, dass du trotz allem wieder aufbrechen darfst.
Du fehlst so sehr.
Alles Liebe, Julia
Wie traurig. Wie schön.
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