«Wenn du etwas loslässt, bist du etwas glücklicher.
Wenn du viel loslässt, bist du viel glücklicher.
Wenn du ganz loslässt, bist du frei.»
Ajahn Chah
Das Thema, über welches ich immer wieder stolpere, ist das Loslassen. Und zwar nicht das Loslassen von Gegenständen oder verpassten Chancen, nicht das Loslassen davon, dass Erinnerung nicht zur Realität werden, sondern Erinnerungen bleiben. Und das Wissen, dass sich Erinnerungen mit jedem Erinnern verändern und sich so immer weiter von der stattgefundenen Wirklichkeit entfernen. Und zu realisieren, dass es sowieso nur meine Wirklichkeit war, weil die Situation jeder Beteiligte anders erlebt hat.
Damit kann ich Frieden schliessen.
Richtig schwer tue ich mich Menschen loszulassen, die mal wichtig für mich waren. Obwohl ich weiss, dass alles seinen Grund hat und es wichtig ist, sie gehen zu lassen.
Die Endgültigkeit schmerzt und vielleicht auch zu sehen, dass man nicht mehr «gebraucht» wird. Zu wissen, dass es andere Menschen geben wird, die an meine Stelle treten werden. Zu wissen, dass das Kapitel fertiggeschrieben ist und man nichts mehr daran ändern kann. Aber vielleicht ist es gleichzeitig auch die Erlaubnis, dass man nichts mehr daran ändern muss.
Ich habe gelernt, mir selbst zu vergeben. Dafür, dass ich so lange festgehalten habe. Dafür, dass ich mir so viel Energie habe nehmen lassen, weil ich festgehalten habe. Dafür, dass ich mich viel zu lange selbst bekämpft habe im Kampf, jemanden loszulassen.
Und hier kommt der Punkt, der es mir leichter macht, Menschen loszulassen; auch sie haben das Recht frei zu sein. Ich selbst möchte nicht festgehalten werden, von niemandem. Ich möchte gerne vogelfrei sein, aber immer ein Nest wissen, in das ich fliegen kann, wenn ich es brauche.
Es gibt Menschen, die mussten auch mich loslassen, obwohl sie es vielleicht nicht wollten, es aber mein Wunsch war. Ich, für meinen Teil, habe losgelassen, und zwar nicht nur ein bisschen. Und ich konnte nur deshalb gehen, weil niemand versucht hat, mich zurückzuhalten.
Ich möchte losgelassen werden, wie ein kleiner Vogel, der losfliegen darf. Möchte ich zurückkehren, werde ich das tun. Bis dahin sind wir beide frei.
Lass los, nicht nur, damit du frei sein kannst.
Lass los, damit alle anderen auch frei sein dürfen.
Halt mich fest, ohne mich festzuhalten.
Alles Liebe, Julia
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