Vor fast genau einem Jahr hat ein Freund mir eine neue Überbauung gezeigt. Ein Ort zum Leben, ein Ort mit Leben. «Ich würde dich dort sehen», hat er gemeint.
Vor elf Monaten habe ich mir einen neuen Job gesucht, eine Bewerbung geschrieben und eine Woche später die Zusage erhalten.
Vor zehn Monaten habe ich meine Weiterbildung abgeschlossen und meine Zertifikatsarbeit über Zoom präsentiert. Draussen lag ein halber Meter Schnee und ich hätte nicht glücklicher sein können, dass ich nicht vor Ort die Präsentation halten muss. Gleichzeitig habe ich mich auf eine Wohnung in der oben erwähnten Überbauung beworben und einige Tage später die Zusage erhalten. Ich kannte die Stadt nicht, ich kannte niemanden. Und trotzdem habe ich es gemacht.
Vor acht Monaten habe ich meine nächste Ausbildung gestartet. Nur für mich. Und vor zwei Wochen die dazugehörige Diplomstufe. Nicht, weil mir mein Job nicht gefällt, aber weil Beruf und Berufung vielleicht nicht dasselbe ist.
Vor fünf Monaten habe ich meine grosse Balkonliebe verlassen, meine wunderschöne Maisonettwohnung, mein Nest. Ich bin weggezogen von meiner Familie, meinen Freunden, meinem Zuhause für so lange Zeit. Ich habe meinen Arbeitsort verlassen, «eine sichere Bank», wie ich auch hätte sagen können. Und doch war Sicherheit nicht mehr das, was mir Halt gegeben hat. Der Drang nach «mehr», nach neu, war so viel stärker.
Vor vier Monaten habe ich mich verliebt. In einen Fluss, der mir Ruhe und Gelassenheit gibt, der mir Abwechslung zum Alltag bringt und in den ich vor zwei Monaten mein iPhone versenkt und unversehrt wieder herausgefischt habe.
Vor drei Monaten habe ich meinen neuen Job begonnen. Ich habe grossartige neue Menschen kennengelernt und mir einen neuen Alltag geschaffen. Und ich habe gemerkt, dass man nirgendwo allein ist, wenn man seine Tür offenlässt und es nicht scheut, durch neue Türen zu gehen.
Und heute sitze ich hier, fast ein Jahr nachdem ich einen Blogpost übers Loslassen und Festhalten geschrieben habe.
«We must let go of the life we have planned, so as to accept the one that is waiting for us.»
Ich habe losgelassen und die Hände frei gehabt, um neue Funken zu fangen.
In nur einem Jahr hat sich meine kleine Welt gedreht. In nur einem Jahr hat mein Herz ganz oft gelacht und auch ab und zu gebröckelt. Und wenn ich das Tempo zu hochhalten wollte, dann hat mir das Leben von selbst gezeigt, dass ich stoppen muss. Und wenn mein Kopf gemeint hat, dass es doch noch okay ist, hat mein Herz versucht klarer zu sehen.
In diesem Jahr habe ich Menschen kennengelernt, die mich sehen, und zwar nicht nur mit den Augen und habe einige verlassen müssen, von denen ich mir gewünscht hätte, sie hätten es getan.
In nur einem Jahr ist mehr passiert, als ich jemals geplant hätte.
Ich möchte damit nicht sagen, dass Veränderung der einzige Weg ist und dass du in einem Jahr an einem völligen anderen Ort stehen musst. Wenn du es tust, ist es okay, und wenn nicht, dann auch! Bei mir waren es stetige kleine Schritte in eine Richtung, von der ich dir bis heute nicht sagen kann, ob es die richtige war, aber es fühlt sich auf alle Fälle so an.
In nur einem Jahr, in einem Monat, in einer Woche, kann sich alles ändern, wenn du möchtest. Ein Schritt nach dem anderen, immer eine Herausforderung nach der nächsten.
Ich wünsche dir den Schritt in deine richtige Richtung.
Alles Liebe, Julia
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