Direkt zum Hauptbereich

Aushalten

Ich komme in meinem Leben immer wieder an einen Punkt, an dem alles geplant und getan ist und ich nur noch warten kann, bis es weitergeht. Obwohl ich am liebsten schon drei Schritte weiter wäre, kann ich die Zeit nicht nach vorne spulen. Und wenn ich dann die Gelassenheit verliere, die ich mir so sehr herbeiwünsche, denke ich ab und zu an die Zeilen, die ich in einem vergangenen Blogpost geschrieben habe: 

 

Ich wünsche dir die Geduld
die Dinge hinzunehmen, 
die du nicht ändern kannst, 
auszuhalten, ohne anzuhalten, 
weiter zu atmen,
obwohl es uns den Atem nehmen will.

-       Weltschmerz pt. 2

 

Also versuche ich zu fliessen, weiterzugehen mit der Gewissheit, dass ich noch nicht so schnell ankommen werde, wie ich es mir vielleicht gewünscht hätte. Aber nicht zu warten, sondern das in die Hand zu nehmen, was ich kann, bis das eintritt, wofür ich gearbeitet habe.

 

Und vielleicht fragst du dich, wovon ich die ganze Zeit spreche. Ich habe meinen Job und meine Wohnung gekündigt und mich dazu entschieden zu schauen, was da sonst noch alles auf mich wartet. Ich habe mich bewusst dazu entschieden, wegzuziehen aus meiner sicheren Umgebung und meinem Zuhause und weg von der Region, wo ich mein Leben lang gewesen bin. Nicht der Liebe wegen, nicht des Jobs wegen, nur meinetwegen. 

 

Ein Weg begleitet voller Vorfreude und Neugierde, voller Neuem und Spannendem. Aber natürlich auch immer ein bisschen versehen mit Nervosität und kleinen Zweifeln. Vor allem dann, wenn der nächste Schritt noch ein wenig abzuwarten ist.

 

Ich möchte aushalten, ohne anhalten, weiterzugehen, wenn man warten muss und den Blick offen zu halten für diejenigen Dinge, die doch noch nebst all dem Neuen da sind. Bewährtes, Schönes, Sicherheit, Heimat. Menschen, die einen unterstützen und Ruheorte, die einem Gelassenheit mit auf den Weg geben. 

 

Und so wünsche ich auch dir, egal was du im Leben aushalten musst, dass du es fliessen lassen kannst. Dass es dich nicht zerreisst und die (An-)Spannung dich nicht kaputt macht. 

Dass du an irgendeinem kleinen Ort Wertschätzung und Dankbarkeit erfahren kannst. 

 

Alles Liebe, Julia

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Ode an meine Zwanziger

Nur kurz vorab: Dieser Post wird keine Ode im klassischen Sinne, sondern eine, in meinem Sinne. So wie ich nämlich auch meine Zwanziger gelebt habe.    Ich stehe kurz vor meinen Dreissigern, nur noch einen Augenblick entfernt. Vor ein paar Jahren noch mein Endgegner, heute ist es eher eine Erleichterung. Die Zwanziger waren für mich eine Herausforderung zwischen Überleben, Kämpfen und Leben. Die Reihenfolge war hier frei wählbar, Episoden waren wiederkehrend und manchmal war es auch alles miteinander.    In den Zwanziger kann man alles tun, man sollte aber auch alles tun. Sich ausprobieren, reisen und Neues erleben. Am besten aber auch Geld verdienen, sich ein Standbein aufbauen und gleichzeitig in die Zukunft schauen. Alte Kontakte pflegen und neue Menschen kennenlernen, und vor allem auf eigenen Beinen stehen.  Ich nahm das sehr ernst. Vielleicht oft auch zu ernst. Ich habe mich mental an diesen Vorstellungen festgehalten und wurde erst frei, als ich all das l...

Löcher

Said we′ve got holes in our hearts We've got holes in our lives We′ve got holes, we've got holes But we carry on Sang Passenger von der Bühne. Und ich mindestens so laut, aber ein bisschen weniger treffend, mit ihm. Im Regen, umgeben von vielen Menschen, und einer der wenigen Gedanken, die ich hatte, war, dass ich wieder schreiben will. Dass ich schreiben muss. Weil es sonst schade wäre um all die Gedanken, die gedacht, aber nie niedergeschrieben wurden. Denn dann wären sie nur noch Gedanken, die verloren wurden.    Ich habe die Angewohnheit, dass ich während des Schreibens nie unter Menschen bin, die ich kenne. Ich habe keine Probleme an öffentlichen Orten zu schreiben, da bin ich anonym. Ich liebe es, wenn andere meine Texte lesen, wenn es sie berührt, wenn sie ein Stück davon für sie mitnehmen können. Aber bitte nicht vor meinen Augen. Vielleicht aus Angst, dass man da etwas sehen könnte, das ich nicht zeigen wollte.    Lebensumstände verändern sich. So war es auc...

Love it, change it or leave it

Wir kennen sie alle, diese tollen Sprüche, die irgendwo über einer Küchenzeile hängen oder ein Postkartensujet zieren. Wir stempeln sie unter Alltagsphilosophie ab, lesen sie mit einem Augenzwinkern und belächeln diese Phrasen, die wenig Tiefgang zu haben scheinen.   Aber sind wir ehrlich: Hätten sie nichts Wahres an sich, nicht einen Funken Gehalt, dann würden sie auch nirgends stehen.   Love it Ich glaube das wir dafür gemacht sind, herauszufinden, was wir lieben. Um anzukommen, um Heimat zu finden, um Zufriedenheit zu erleben. Wenn wir lieben, was wir tun, sind wir glücklich. Und wenn wir lieben, wer uns umgibt, fühlen wir uns getragen. Sind wir zu Hause. Liebe bringt uns zurück zu uns. Change it Ändere, was sich nicht (mehr) danach anfühlt, als sollte es so in dein Leben gehören. Streich dein Leben neu, zieh deine Gedanken um, bau deine Welt um. Niemand zwingt dich dort zu bleiben, wo du bist, ausser du selbst.   If you do, what you always did, you’ll get, what y...