Direkt zum Hauptbereich

an alle Gedanken gedacht?

 Ich war vergangene Woche wandern. Vielleicht war es auch nur ein sehr ausgedehnter Spaziergang, was aber an dieser Stelle keinen Unterschied macht. Ich war unterwegs. Mit mir allein. Und meinen Gedanken. Und das ganz ohne Kopfhörer. Denn normalerweise liebe ich es, mich abzulenken. Ich höre Podcasts oder Musik, ich beschäftige mich mit vielem, damit ich mich nicht mit mir beschäftigen muss. Macht Sinn, oder?  

Aber ich lief und hörte zu. Hörte die Natur, wie sie atmete, die Bäumen, wie sie rauschten und die Vögel, wie sie zwitscherten. Und ich hörte mir und meinen Gedanken zu, ohne mich über mich zu nerven. Sie kamen und gingen, wurden weitergespinnt und weggeschickt, sie waren da, weil ich sie angenommen hatte. Und ich kam nie in den Stress wegen meiner Gedanken, was ich im Alltag so oft tue. 

 

Und das ist genau der Unterschied zu meinem Spaziergang und meinem Alltags-Trott. Ich halte Gedanken fest und denke sie immer wieder, bis sie zerdenkt sind. Ich lasse nicht los und komme dann so in einen Strudel, weil ich die Gedanken nicht loslasse. Ich bleibe stehen. 

«Wer stehen bleibt, steht im Weg» stand einst auf einer Tafel an meinem Hochschulcampus. Wer mit seinen eigenen Gedanken stehen bleibt, steht sich selber im Weg, dreht sich im Kreis. 

 

Wer den Stress hat zu glauben, an alle Gedanken denken zu müssen, der wird nie frei sein für das, was vor ihm steht. Meistens sind wir mit unseren Gedanken in der Vergangenheit oder der Zukunft, aber handlungsfähig sind wir nur im Jetzt. Wir können das nicht ändern, was war und wir können nur zu einem Bruchteil beeinflussen, was sein wird. 

 

Viel wichtiger ist es doch, irgendwann einen Punkt zu finden, an dem man weitergeht. Weil es weitergeht. Dem Gedanken einen Punkt setzen, weil er nie zu Ende gedacht sein wird. Sich zu fragen, ob die Erinnerungen wirklich so waren oder ein Konstrukt von dem ist, was wir aus unseren Gedanken geschaffen haben. Und wieder ins Hier und Jetzt kommen – uns und unsere Umwelt sehen, geniessen und wahrnehmen. Handeln können und nicht gelähmt sein von all dem, was wir eh nicht mehr beeinflussen können. 

 

Denk dich nicht taub und blind und hör auf, dich selber verrückt zu machen. Lass die Vorstellung los, dass die Vergangenheit anders hätte sein können, sondern gestalte die Gegenwart. Lass die Gedanken fliessen wie ein Fluss und baue keine Staumauern. 

Öffne deine Augen und Ohren, öffne dein Herz und sei bereit für das, was auf dich wartet. 

 

Denk zu Ende, öffne deine Augen und mach weiter. Denn es geht immer weiter, wenn du es zulässt. 

 

Alles Liebe, Julia

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Ode an meine Zwanziger

Nur kurz vorab: Dieser Post wird keine Ode im klassischen Sinne, sondern eine, in meinem Sinne. So wie ich nämlich auch meine Zwanziger gelebt habe.    Ich stehe kurz vor meinen Dreissigern, nur noch einen Augenblick entfernt. Vor ein paar Jahren noch mein Endgegner, heute ist es eher eine Erleichterung. Die Zwanziger waren für mich eine Herausforderung zwischen Überleben, Kämpfen und Leben. Die Reihenfolge war hier frei wählbar, Episoden waren wiederkehrend und manchmal war es auch alles miteinander.    In den Zwanziger kann man alles tun, man sollte aber auch alles tun. Sich ausprobieren, reisen und Neues erleben. Am besten aber auch Geld verdienen, sich ein Standbein aufbauen und gleichzeitig in die Zukunft schauen. Alte Kontakte pflegen und neue Menschen kennenlernen, und vor allem auf eigenen Beinen stehen.  Ich nahm das sehr ernst. Vielleicht oft auch zu ernst. Ich habe mich mental an diesen Vorstellungen festgehalten und wurde erst frei, als ich all das l...

Löcher

Said we′ve got holes in our hearts We've got holes in our lives We′ve got holes, we've got holes But we carry on Sang Passenger von der Bühne. Und ich mindestens so laut, aber ein bisschen weniger treffend, mit ihm. Im Regen, umgeben von vielen Menschen, und einer der wenigen Gedanken, die ich hatte, war, dass ich wieder schreiben will. Dass ich schreiben muss. Weil es sonst schade wäre um all die Gedanken, die gedacht, aber nie niedergeschrieben wurden. Denn dann wären sie nur noch Gedanken, die verloren wurden.    Ich habe die Angewohnheit, dass ich während des Schreibens nie unter Menschen bin, die ich kenne. Ich habe keine Probleme an öffentlichen Orten zu schreiben, da bin ich anonym. Ich liebe es, wenn andere meine Texte lesen, wenn es sie berührt, wenn sie ein Stück davon für sie mitnehmen können. Aber bitte nicht vor meinen Augen. Vielleicht aus Angst, dass man da etwas sehen könnte, das ich nicht zeigen wollte.    Lebensumstände verändern sich. So war es auc...

Love it, change it or leave it

Wir kennen sie alle, diese tollen Sprüche, die irgendwo über einer Küchenzeile hängen oder ein Postkartensujet zieren. Wir stempeln sie unter Alltagsphilosophie ab, lesen sie mit einem Augenzwinkern und belächeln diese Phrasen, die wenig Tiefgang zu haben scheinen.   Aber sind wir ehrlich: Hätten sie nichts Wahres an sich, nicht einen Funken Gehalt, dann würden sie auch nirgends stehen.   Love it Ich glaube das wir dafür gemacht sind, herauszufinden, was wir lieben. Um anzukommen, um Heimat zu finden, um Zufriedenheit zu erleben. Wenn wir lieben, was wir tun, sind wir glücklich. Und wenn wir lieben, wer uns umgibt, fühlen wir uns getragen. Sind wir zu Hause. Liebe bringt uns zurück zu uns. Change it Ändere, was sich nicht (mehr) danach anfühlt, als sollte es so in dein Leben gehören. Streich dein Leben neu, zieh deine Gedanken um, bau deine Welt um. Niemand zwingt dich dort zu bleiben, wo du bist, ausser du selbst.   If you do, what you always did, you’ll get, what y...