Direkt zum Hauptbereich

Lass nicht das Schweigen sprechen

 «Wenn einer nicht mehr mit dir redet, will er dir etwas sagen.»

 

Wie erschreckend ist es eigentlich, wenn man das Gefühl hat, dass ein Zitat so gut zu einem passt? Also mein pubertierendes Ich war vollkommen davon überzeugt, dass jeder sofort merkt, dass ich etwas sagen will, wenn ich nicht mehr rede. Und noch viel erschreckender war es zu merken, dass ich dieses Muster heute manchmal noch anwende. Selten, aber doch ab und an. Als ob ich jemals damit erfolgreich gewesen wäre. Natürlich nicht. 

 

Dieses passiv-aggressive, das ich oft mit mir herumgetragen habe. Zu glauben, dass schon jemand merkt, dass etwas nicht stimmt und wenn ja, dann hab’ ich dem anderen vielleicht doch selten die Möglichkeit gegeben zu erkennen, was mir fehlt. Nur, wenn ich doch Lust hatte zu erzählen, was nicht stimmt.

Ich habe im festen Glauben gelebt, dass «Schweigen» die Lösung zu den Problemen ist und die Menschen um mich herum merken, wenn etwas nicht mehr stimmt.

 

Doch nehme ich mit den Erkenntnissen meines heutigen Ich’s die Gegenperspektive ein, so ist es mir eigentlich ziemlich egal, wenn jemand anderes das Gefühl hat, er möchte mich mit Schweigen «strafen». Denn das Problem liegt ja nicht bei mir, sondern bei meinem Gegenüber. Und möchte es das Problem gelöst haben, so liegt es nicht in meinen Händen, es zu tun. 

 

Was ich mit dem Ganzen eigentlich sagen will, ist, dass wir es in der Hand haben, ob wir das Schweigen für uns sprechen lassen möchten, oder nicht. Ob wir einfach hoffen, dass sich etwas ändert, oder ob wir es selber in die Hand nehmen. 

Nur wer fragt, erhält eine Antwort. Wer es nicht tut, wird irgendwann vor Tatsachen gestellt. 

«Passiv-aggressiv» zu handeln, wie ich es so gerne betitle, ist nur eine Form von Wut, die wir eigentlich auf jemand anderen haben, wir aber schliesslich nur auf uns richten. Wir helfen damit also niemandem und schaden zusätzlich noch uns selbst. 

 

Und hier geht es wieder zurück an den Appell an deine Eigenverantwortung. Wir sind handlungsfähig, also lass es uns nutzen. Lass uns dann nicht mehr mit jemandem reden, wenn wir abgeschlossen und losgelassen haben und nicht, weil wir noch heimlich etwas von der anderen Person erwarten. Lass uns den Mut und die Eigenverantwortung haben, Änderung in die Hand zu nehmen und dann zu sprechen, wenn wir auch etwas zu sagen haben. 

 

Sei die Veränderung, die du dir für die Welt wünschst. Und sie beginnt mit dem ersten ausgesprochenen Satz. 

 

Alles Liebe, Julia

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Lately

Lately, I feel like lately 'Stead of heaven, I only see the sky But maybe, I mean maybe Oh, there′s got to be more to this life  (More to this life – M. Giesinger & M. Schulte) Ich bin im Trott. Zwischen arbeiten, Wäsche waschen, einkaufen und kochen, koordinieren und organisieren, differenzieren und reflektieren  und am Schluss noch schlafen. Viel schlafen. Ich treffe zu wenige von den  vielen Leuten, die ich so gerne mag. Weil ich nicht mag.  Ich bin im Individualisierungs-Burnout, weil mich die Masse erschlägt, und ich doch niemandem so richtig gerecht werde.  Instead of heaven, I only see the sky.  I treat the universe inside of me as if it was an ordinary world.  The fire inside of me doesn’t seem to burn as much as the fire around me.  Und doch scheint die Sonne jeden Tag neu.  Unermüdlich. Aussergewöhnlich. Zu selbstverständlich.  Wir schulden ihr nicht mal was dafür.  Der Frühling kommt ungefragt aber so ersehnt. ...

Löcher

Said we′ve got holes in our hearts We've got holes in our lives We′ve got holes, we've got holes But we carry on Sang Passenger von der Bühne. Und ich mindestens so laut, aber ein bisschen weniger treffend, mit ihm. Im Regen, umgeben von vielen Menschen, und einer der wenigen Gedanken, die ich hatte, war, dass ich wieder schreiben will. Dass ich schreiben muss. Weil es sonst schade wäre um all die Gedanken, die gedacht, aber nie niedergeschrieben wurden. Denn dann wären sie nur noch Gedanken, die verloren wurden.    Ich habe die Angewohnheit, dass ich während des Schreibens nie unter Menschen bin, die ich kenne. Ich habe keine Probleme an öffentlichen Orten zu schreiben, da bin ich anonym. Ich liebe es, wenn andere meine Texte lesen, wenn es sie berührt, wenn sie ein Stück davon für sie mitnehmen können. Aber bitte nicht vor meinen Augen. Vielleicht aus Angst, dass man da etwas sehen könnte, das ich nicht zeigen wollte.    Lebensumstände verändern sich. So war es auc...

Love it, change it or leave it

Wir kennen sie alle, diese tollen Sprüche, die irgendwo über einer Küchenzeile hängen oder ein Postkartensujet zieren. Wir stempeln sie unter Alltagsphilosophie ab, lesen sie mit einem Augenzwinkern und belächeln diese Phrasen, die wenig Tiefgang zu haben scheinen.   Aber sind wir ehrlich: Hätten sie nichts Wahres an sich, nicht einen Funken Gehalt, dann würden sie auch nirgends stehen.   Love it Ich glaube das wir dafür gemacht sind, herauszufinden, was wir lieben. Um anzukommen, um Heimat zu finden, um Zufriedenheit zu erleben. Wenn wir lieben, was wir tun, sind wir glücklich. Und wenn wir lieben, wer uns umgibt, fühlen wir uns getragen. Sind wir zu Hause. Liebe bringt uns zurück zu uns. Change it Ändere, was sich nicht (mehr) danach anfühlt, als sollte es so in dein Leben gehören. Streich dein Leben neu, zieh deine Gedanken um, bau deine Welt um. Niemand zwingt dich dort zu bleiben, wo du bist, ausser du selbst.   If you do, what you always did, you’ll get, what y...