Liebes 2020
Ich weiss gar nicht, wie ich diesen Brief an die beginnen soll. Es ist definitiv kein Liebesbrief, aber er soll auch keine Hassrede darstellen.
Ja es ist so, du hast mir Türen zugeschlagen, die ich verkrampft versucht hatte offen zu halten. Du hast mir Türen geöffnet, die ich gar nie öffnen wollte. Und trotzdem hast du mich vor Räumen gerettet, die mir nichts Gutes wollten und mir Schranken gewiesen, ohne die ich nicht die tollen Entdeckungen hätte machen können, wie ich es tat.
Ich schreibe mir jeden Tag auf, wofür ich dankbar bin. Ich habe mir dieses Jahr nochmal vor Augen geführt und durchgelesen. Und ja, es war so einiges, wofür ich dankbar war und bin. Und trotzdem hätte ich auf vieles gerne verzichtet. Herzschmerz und Einsamkeit, Weltschmerz und Zukunftsängste – wer hatte sie nicht? Und trotzdem, war ich stets umgeben von den wunderbarsten Menschen, ich war gesund und meine Liebsten auch. Und das ist es, was zählt. Sonst nichts!
Wenn ich ein Jahr zurückgehe und daran denke, wie ich in dieses Jahr gestartet bin, so hatte ich schon lange nicht mehr einen so tollen Silvester erlebt. Wir waren uns sicher, dass es «unser Jahr» wird. Und ja, es war mein Jahr. Irgendwie. Ich bin so stark gewachsen, an mir und all den Umständen, dass ich gar nicht mehr zurückmöchte, zu der Julia, wie sie es noch vor einem Jahr war. Und gleichzeitig möchte ich auf keinen Fall nochmal all das durchleben, wie ich es gemacht habe.
Die Sängerin Sia singt in ihrem Lied courage to change «World, you're not alone in all this. You're not alone, I promise. Standing together we can do anything. I want to leave you better, I want my life to matter, I am afraid I have no purpose here. “ Und so fühlte ich mich dauernd; wir alle sitzen im selben Boot, ich möchte meinen Teil dazu beitragen. Und trotzdem ist es so schwer.
Ich hatte Träume und Pläne für dieses Jahr, und ich habe auch Träume und Pläne für das nächste Jahr. Und ja, manchmal ist es verdammt anstrengend, sich und alle um sich herum zu motivieren und von dem Guten auszugehen.
Und trotzdem bin ich immer wieder über das folgende Zitat gestolpert:
«The universe sends us exactly what we are ready for
at the exact time we need it in our lives.”
Das Universum schickt uns, wofür wir bereit sind. Und nein, niemand ist jemals wirklich bereit für einen Verlust, fürs Abschiednehmen, für Trennungen oder einschneidende Veränderungen. Und trotzdem lässt es mich nicht los, dass ich ganz fest daran glaube, dass ich vom Universum auch die nötige Stärke erhalte, das alles tragen zu können.
Liebes 2020, ich wünschte, ich hätte einige Dinge auf eine sanftere Tour lernen dürfen. Ich wünschte, ich wäre manchmal noch etwas stärker gewesen, obwohl ich doch schon stark war.
Und ich wünsche, dass ich so viel von dir gelernt habe, dass ich bereit bin, für alles, was mich nächstes Jahr erwartet.
Trotz allem, alles Liebe für dich!
Julia
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