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verlassen

Ich verlasse mich auf dich. 

Ich verlasse dich. 

Wie ein Reflexivpronomen und eine Präposition doch so vieles ändern, nicht?


 

Ich weiss nicht, woran du beim Titel dieses Blogposts gedacht hast. Wahrscheinlich eher an den zweiten Satz, oder? So geht es mir zumindest. Ich assoziiere «verlassen» oft mit Leere, Abschied, loslassen oder zurücklassen. Mit viel Angst und Trauer, mit viel Unsicherheit. 

 

Obwohl das Wort im anderen Kontext, im «sich auf etwas oder jemanden verlassen können», zu einem meiner wichtigsten Werte gehört. Und es dann alles das aufhebt, wovor mir das Verlassen-werden so Angst macht. Sich verlassen zu können bedeutet auch loslassen, aber im Sinn von «das Urvertrauen in eine Person oder die Sache zu haben» und dass ich spüre, dass es gut wird. Dass ich mich fallen lassen kann und weiss, dass ich aufgefangen werde. 

 

Und lustig ist doch, dass das eine auf das andere folgt. Denn wenn etwas nicht mehr verlässlich ist, dann ist es Zeit, die Sache oder die Person zu verlassen. Damit ich das hinter mir lasse, was mir nicht mehr die Sicherheit und Basis gibt, die ich mir wünsche oder mir nicht mehr das Grundvertrauen oder die Zuversicht geben kann, die ich brauche. Und die ich verdiene. Die wir alle verdienen. 

 

Denn alles andere endet oft in Enttäuschungen, weil wir es uns anders gewünscht hätten. Und vielleicht auch, weil unsere Erwartungen nicht dieselben sind, wie diejenigen der anderen Person. Und manchmal ist die Zeit zu kostbar, um darauf zu warten, dass sich vielleicht irgendwann irgendwie etwas ändert. Weil es das zu selten tut.  

 

Ich wünsche dir, dass du den Mut hast, Dinge oder Personen zu verlassen, auf die du dich nicht mehr verlassen kannst. Nicht, weil du andere verletzen möchtest, sondern weil es dich verletzen wird. Und weil du es verdienst, deinen sicheren Hafen zu haben, Verlässlichkeit und nicht die Angst davor, enttäuscht oder schliesslich selber verlassen zu werden. 

Und obwohl es manchmal für das Ego einfacher ist, das Verlassen werden als Ausrede zu nehmen und sich von der Verantwortung zu befreien, so liegt es oft auch in deinen Händen, dich auf eine Seite zu stellen. 

 

Ich wünsche dir Sicherheit und Verlässlichkeit. Ich wünsche dir Ruhe und Vertrauen. Ich wünsche dir, dass du nicht deine Erwartungen senken, sondern deinen Selbstwert erhöhen kannst. 

 

Du bist es wert, darauf kannst du dich verlassen. 

 

Alles Liebe, Julia

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