Wir tendieren dazu, gewisse Probleme abzuwerten oder unsere vielleicht sogar aufzuwerten, um am Schluss zu merken, dass es noch viel Grösseres und Wichtigeres gibt als das, was uns im Moment beschäftigt.
Und wenn ich zurückschaue zu meinem 13-jährigen Ich, dessen grösstes Problem es war, ob ihr Schwarm ihr zurückschreibt und wenn nicht, weshalb denn nicht und ob ich ihm doch nochmal schreiben soll. Und vielleicht hätte es mein Problem sein sollen, ob dieser Kajalstrich auf meiner Wasserlinie meinem Aussehen wirklich etwas Gutes tut oder ob es schlau ist, mir diesen Pony zu schneiden.
Je älter wir werden, umso mehr werden unsere Probleme und Sorgen unterschiedlicher. Bei den einen dreht sich schon alles um das Heiraten und Familienplanung, andere haben Existenzängste, nerven sich darüber, weshalb ihr Internet nicht funktioniert und wiederum andere kämpfen sogar um ihr Leben.
Können wir diese Probleme vergleichen? Nein. Müssen wir werten, welche Probleme dass nun wichtiger sind als andere? Ich finde nicht.
Jedes Problem hat ein gewisses Berechtigungsdasein, auch wenn wir das bei anderen nicht immer verstehen. Es gibt Dinge, die für einige ein riesiges Problem darstellt und für andere an der Tagesordnung ist. Ich merke oft, wie schwer es mir fällt, zu akzeptieren, dass Dinge, die mir leichtfallen, für andere eine solch riesige Sorge sein sollen. Gleichzeitig kenne ich aber auch den Frust, wenn jemand anderes nicht sehen kann, weshalb mein aktuelles Problem eines ist.
Ich lebe in einer komfortablen Situation, mich mit Luxusproblemen auseinandersetzen zu müssen. Aber auch das sind Probleme, die mich beschäftigen. Ich kämpfe meine eigenen kleinen Kämpfe, wie es wahrscheinlich alle hinter verschlossenen Türen machen. Und manchmal wünschen wir uns, wir könnten die Kämpfe von Menschen, die uns so nahestehen, für sie ausmachen. Doch das funktioniert nicht, auch wenn wir es uns noch so sehr wünschen.
Und am Ende des Tages stellen wir fest, dass auch unsere Probleme wichtig waren und ihre Berechtigung haben. Es ist und bleibt wichtig, sie zu haben, aber es bleiben die meinen und nicht diejenigen der anderen.
Es wird immer noch grössere und schlimmere Probleme geben, deine Sorgen können immer noch mehr überboten werden, aber es ist unabdingbar, dass du ihnen den Raum gibst, den sie verdienen. Sie dürfen sein, sie müssen es sogar.
Ich wünsche dir, dass du deine Kämpfe gewinnst und du jeden Tag wenigstens einen Moment haben kannst, in dem deine Probleme für kurze Zeit nicht existieren. Ich wünsche dir, dass du Abstand nehmen kannst von dem, was dich manchmal aufzufressen droht.
Ich wünsche dir, dass du, Schritt für Schritt, deine Probleme lösen kannst.
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