Lernen tut weh. Aber wahrscheinlich ist es nur so nachhaltig.
Wenn ich von etwas oder jemandem verletzt werde, durchlaufe ich meistens verschiedene Stadien. Zuerst, ganz leise, kommt die Angst. Ich frage mich, weshalb mir das genau passiert ist, ob ich es hätte verhindern können oder ob ich das Geschehene wiedergutmachen kann. Und das frage ich mich auch dann, wenn ich gar nichts dafür kann.
In einem nächsten Schritt kommt dann die Trauer, gepaart mit Wut. Ich werde dann meistens sehr emotional, und es fühlt sich an, als würde ein schwerer Stein auf meinen Brustkorb drücken. Mein Hals wird eng und mein Atem meist flacher.
Und entweder weine ich dann oder ich werde wütend. Voller Energie. Und was ich bis anhin gemacht habe, ist meine Wut irgendwo negativ auszulassen, mich in etwas hineinzusteigern und mich so richtig in mein Mitleid hineinzukatapultieren. Darin bin ich unglaublich gut.
Doch was wäre, wenn ich diese Energie nutzen würde? Um produktiv zu sein, Sport zu machen und Dinge anzupacken, für die mir sonst die Energie fehlen würde.
Michelle Obama hat in einer Rede den Spruch «When they go low, we go high.» verwendet. Wenn sie tief gehen, gehen wir hoch. Und ja, so arrogant es klingen mag, bin ich meistens im Moment, in dem ich verletzt werde, davon überzeugt, dass dies unter meinem Niveau ist. Und wieso sollte ich mich auf einen Streit einlassen, auf einen Konflikt, der mich womöglich nur noch mehr verletzt? Bin ich mir so wenig wert, dass ich mich genau auf dieses Niveau herunterlasse?
Nein.
Nein.
Ist das jeweils meine erste Reaktion? Auch nein.
Mein Frust ist meistens riesig. Denn zuerst hat man immer diese Ablehnung; durchgefallen, sitzengelassen, nicht verstanden geworden, durchkreuzte Pläne. Die negativen Gefühle steigern sich, Emotionen schaukeln hoch und in diesem ersten Moment fühlt man sich einfach machtlos.
Bis man tief durchatmet. Und vielleicht mit etwas Abstand nochmals zurückschaut.
Man kann das Leben nur rückwärts verstehen, aber man muss es vorwärts leben hat Søren Kierkegaard gesagt. Vor zweihundert Jahren. Und ja, auch heute ist es nicht anders. Lernen und anschliessend Verstehen, wird man nie zu dem Zeitpunkt können, in dem man vor den Kopf gestossen wird.
Ich wünsche dir Zeit und Geduld Dinge mit Abstand betrachten zu können und so auch die negative Energie aus Wut und Trauer in etwas Positives zu investieren.
Alles Liebe, Julia
Kommentare
Kommentar veröffentlichen