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Königin des Selbstbetrugs

«Ich versteck mich hinter klugen Sätzen, 
ziehe Konsequenzen, die gar keine sind.»

Kennst du die Momente, in denen dir die Augen geöffnet werden? Aber nicht so auf die sanfte Art und Weise. Mehr so direkt in die Fresse à la: hier ist dein Spiegel und zieh’s dir rein. Bäm. 

So einen Moment hatte ich neulich. 
Nämlich als Henning May – mit einer der schönsten Stimmen der Welt – wie ich finde – das Lied «Kluge Sätze» in meine Kopfhörer gesungen hat. Als ich je länger je mehr zu verstehen begonnen habe, was er singt. Und ich mir zum einen der ersten Male im Leben so richtig gewünscht hätte, dass ich dieses Lied geschrieben hätte. 

«Ich versteck mich hinter klugen Sätzen
Ziehe Konsequenzen, die gar keine sind.
Ich belüge mich auf meine Weise
Eher laut als leise
Damit sich irgendwas bewegt.»

Denn genau so bin ich. Und irgendwie fällt es mir nicht einmal schwer, mich damit zu identifizieren. Obwohl es schon ein ziemlich harter Schlag war. Sich einfach mal bewusst zu werden, was ich mir vorlebe. Nicht, dass das schädlich wäre, sicherlich nicht für jemand anderen. Aber vielleicht mal wieder, um zu merken, dass ich echt gut bin, mir selber Dinge vorzugaukeln. Wäre Selbstbetrug ein Königreich, wäre ich an einigen Tagen die Königin. 

Alles was ich schreibe, meine ich so. Und alles was ich schreibe, sage ich in einem gewissen Grad nicht nur zu dir, sondern vor allem auch zu mir. Ich bin aber auch ziemlich gut darin, das alles zu ignorieren. Als ob es mich nicht betreffen würde. Als ob ich nicht die Person wäre, die meine eigenen Worte grad am meisten bräuchte. 

Und nun bin ich mir dessen bewusst. Und du dir vielleicht auch. Aber ziehen wir nun ernsthaft Konsequenzen oder leben wir einfach in unserem Selbstbetrug weiter, bis wir irgendwann unglücklich sind? Oder werden wir doch schliesslich glücklicher sein, weil es uns geholfen hat zu überleben?
Und wie immer glaube ich, dass der richtige blinde Fleck uns retten wird, aber dass auch kein Weg daran vorbeiführt, doch nochmal genau hinzuschauen. 

«Ich habe Angst zu lieben, immer nur am Zweifeln
Im Hinterkopf das Scheitern
Weil alles irgendwann vergeht.»

Liebe. Zweifle. Scheitere. Und beginne immer wieder von vorne. 
Denn Ersteres verdienst du am meisten. 

Viel Liebe, Julia

PS: Und falls du es noch nicht kennst, hör dir das Lied «Kluge Sätze» von AnnenMayKantenreit an. Und verlieb dich auch ein bisschen in Hennings Stimme

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