die Rollen, die wir erfüllen.
die Rollen, die wir sind.
Wir glauben als leeres Blatt Papier geboren zu werden. Aber noch bevor wir geboren sind, werden uns unsere ersten Rollen zugetragen: wir sind Tochter oder Sohn, manchmal schon Schwester oder Bruder, Enkel oder auch Nichte oder Neffe. Wir werden in ein Konstrukt hineingeboren, bei dem wir nicht unbedingt eine reelle Wahl haben, welche Rolle wir einnehmen werden. Und das krasse ist, dass es manchmal unglaublich schwer ist, aus dieser Rolle auszubrechen. Denn es ist einfacher, jemandem eine Rolle zuzuschreiben, als ihn immer wieder neu definieren zu müssen.
Manchmal ist es doch auch Freud und Leid in einem. Und manchmal lieben ich es auch, eine Rolle zu spielen und sie auszunutzen. Wir wissen nämlich genau, welche Strippen wir ziehen müssen, um zu bekommen, was wir wollen. Schlimm wird es erst dann, wenn einem eine Rolle nicht mehr zugestanden wird, obwohl wir sie doch noch so gerne hätten.
Ich muss sagen, dass ich viele Rollen besitze. Ich bin Tochter, Schwester, Enkelin, Nichte und Cousine. Ich bin Freundin, Arbeitskollegin, Mitarbeiterin. Ich bin Zuhörerin und auch Sprachrohr. Ich bin Schwimmerin, Joggerin, Yoga-Schülerin. Ich bin Schreiberin, Malerin, Leserin. Ich bin Mieterin, Kundin, Besucherin. Ich bin so einiges, aber nur weniges davon bewusst.
Da gibt es Rollen, die ich liebe. Die ich gerne öfters wäre. Ich höre gerne zu, obwohl man mir das manchmal nicht direkt als meine Paraderolle zuschreiben würde. Ich mag Rollen, bei welchen ich auch mal die Verantwortung abgeben kann, weil ich genügend viele habe, bei denen ich meine, einen grossen Rucksack voller Verantwortung zu tragen. Ich mag die Rollen, bei welchen ich kreativ sein darf, und vor allem liebe ich diejenigen Rollen, bei denen ich glaube, nichts falsch machen zu können.
Und doch frage ich mich, welche Rollen wir wirklich nur spielen. Welche Rollen wir erfüllen müssen, um Erwartungen an das Rollenbild nicht zu verfehlen. Und dann frage ich mich auch, wer ich bin, wenn niemand hinschaut. Wer ich bin, wenn ich alleine bin?
Reicht es wirklich aus, nur ich zu sein? Muss ich eine Rolle erfüllen, um zu sein?
Welche Rollen spielst du? Und welche Rolle spielst du in deinem Leben, und nicht in dem jemand anderes? Welche Rolle liebst du und welche verabscheust du? Weshalb tust du es?
Wer bist du, wenn niemand ausser dir hinsieht?
alles Liebe, Julia
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