«All die Dinge, die wir eigentlich hören müssten, sagen wir zu allen anderen, ausser zu uns.»
Ich war neulich auf einer Hochzeit, einer wunderschönen Hochzeit. Und ich sage dir, dass man die Liebe nicht nur sehen, sondern auch spüren konnte. Spätestens beim Eheversprechen. Spätestens dann, als der Bräutigam meinte:
«Nur ein Wunsch wird mir wohl leider immer verwehrt bleiben: Ich würde gerne, für einen Tag, erleben, dass du dich durch meine Augen sehen kannst. Denn ich glaube nur so würdest du verstehen, wie einzigartig und besonders du für mich bist.»
Mich hat das so tief berührt, und vielleicht fast ein bisschen erschüttert. Denn ich glaube, er hat genau die Achillesferse angesprochen, die so viele von uns haben, ich inbegriffen.
Denn ich merkte, wie schwer es mir fällt, von anderen zu akzeptieren, wie sie mich sehen. Und zwar nicht die Kritiker angesprochen, sondern diejenigen, die mir Komplimente aussprechen. Ich bin so streng und perfektionistisch mit mir und den Dingen, die ich tue, wie sonst vielleicht mit niemandem sonst.
Und wenn ich den Blick gegen aussen wende, die wundervollen Herzmenschen um mich rum betrachte und ich merke, wie sie mir am Herzen liegen, wie toll sie ihr Leben meistern, wie sie auch mein Leben bereichern und was sie für mich sind, dann merke ich, wie ich immer noch lernen muss, dass es da vielleicht Menschen gibt, die über mich genau dasselbe denken.
Und so geht es vielen von uns, glaube ich zumindest. Den kritischen, nachdenklichen, und vielleicht auch sehr strengen Blick richten wir oft nach innen. Gegen uns und das, was wir sind. Und gleichzeitig richten wir den Blick, der voller Liebe, Wertschätzung, Bewunderung und Achtung ist nach aussen. Zu den Menschen um uns, zu denen, die uns etwas bedeuten. Was nicht grundsätzlich schlecht ist. Aber vielleicht den äusseren Blick auch mal nach innen zu wenden, sich selber die Wertschätzung und Zuneigung zu geben, die man auch selber verdient hat, kommt oft viel zu kurz, wird verpönt, weil es auch ganz viel Mut braucht, alle Mauern einzureissen, um dann aber trotzdem ganz viel Glück vorzufinden. Doch oft finden wir das gar nicht heraus, weil wir uns das nicht trauen.
Deshalb wünsche ich dir, dass du vielleicht nur für einen Augenblick, spüren und akzeptieren kannst, wie sehr dich deine Freunde und Familie, vielleicht dein Partner oder deine Kinder, lieben. Mit dem, wie du bist und was du bist. So wie du bist.
Und ja, manchmal wünsche auch ich mir, dass ich mich durch die Augen jemand anderes sehen könnte. Und vielleicht, vielleicht irgendwann, können wir diesen Blick erhaschen und ihn in unserem Herz festhalten.
«Ich wünsche dir, dich durch meine Augen zu sehen und dich vielleicht irgendwann so zu lieben, wie ich es tue.»
Alles Liebe, Julia
Kommentare
Kommentar veröffentlichen