Diese Woche bin ich über das englische Wort «rejection» Ablehnung gestolpert, während ich eine Dokumentation geschaut habe. Und warum auch immer, war da am nächsten Morgen plötzlich dieser Satz in meinem Kopf:
«Rejection is not always (your) loss» - Ablehnung ist nicht immer (d)ein Verlust.
Und vielleicht ist es genau dieser Satz, der mich hierhergebracht hat. Dahin, wo ich heute bin. Denn es gab einen Moment in meinem Leben, in dem ich Ablehnung erfahren habe, und dadurch aber gleichzeitig so viel reicher wurde.
Hättest du mich noch vor drei Jahren gefragt, was meine grosse Leidenschaft ist, hätte ich, ohne zu zögern, «Handball» geantwortet. Seit meinem zehnten Lebensjahr war diese Sportart Mittelpunkt meines Lebens. Es hat mir Inhalt und Ziele gegeben, hat mich Disziplin, Struktur, Zuverlässigkeit und auch Teamfähigkeit gelernt. Es war nicht nur mein Hobby, sondern auch eine Art Lebensschule. Es war der Verzicht, der mir viele Jahre lang gar nicht als solches erschien.
Doch dann kam das eine Training, nach welchem ich meinen Trainer nach meinem Stand in der Mannschaft fragte, meinem Spieleinsatz, meinen Möglichkeiten. Ziel meiner Mannschaft war es, in die nächsthöhere Liga aufzusteigen. Er hat mir erklärt, dass er mich da nicht sieht. Im ersten Moment flossen bei mir viele Tränen. Ich habe mein Leben lang alles irgendwie so hinbiegen können, dass es passt. Mich so auf Prüfungen und Herausforderungen einstellen können, dass ich sie bestehe. Und nun war ich vielleicht das erste Mal an einer Grenze angekommen, die ich so nicht überschreiten konnte.
Long story short: Ich entschied mich dazu, meine Handballkarriere zu beenden. Ich wollte auch nicht mehr in einer niederklassigen Liga spielen. Ich gab für diese Saison mein bestes, wir schafften den Aufstieg und dann war der Moment gekommen, meine fixen Trainingszeiten und die Handballwelt ein Stück weit hinter mir zu lassen.
Nie hätte ich erwartet, dass mein Leben auch ohne Handball so bereichernd werden kann. Wie viele Türen diese vermeintliche Ablehnung mir geöffnet hat, und dass sie mehr Segen als den zuerst gesehenen Fluch war.
Ich habe Freiheiten kennengelernt, neue Hobbies und vor allem auch viel Zeit, um Dinge zu tun, für die ich vorher keine Kapazität habe. Und heute möchte ich auf diese Freiheiten nicht mehr verzichten.
Zurückweisungen jeglicher Art schmerzen. Und manchmal sollte man sich auch hinterfragen, ob es immer sinnvoll ist, kampflos aufzugeben. Denn oft lohnt es sich, nicht einfach die Flinte ins Korn zu werfen, sondern dranzubleiben.
Und manchmal ist es trotzdem auch schön zu entdecken, was einem vielleicht doch verwehrt geblieben wäre, hätte man die Ablehnung nicht erfahren.
Ich wünsche dir, dass du aus jeder Ablehnung auch etwas gewinnen kannst; dass jede Zurückweisung gleichzeitig auch eine Bereicherung sein wird.
Alles Liebe, Julia
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