Ich liebe geschriebene Worte.
Ich rede aber auch sehr gerne. Mittlerweile höre ich auch gerne zu. Manchmal fällt es mir jedoch schwer, auf die Schnelle die richtigen Worte zu finden. Nicht, weil sie mir fehlen, sondern aus lauter Angst, dass das, was ich gerne sagen möchte, nicht das aussagen kann, was ich sagen möchte.
Aber damit ich wirklich die Worte dafür finde, was ich sagen möchte, schreibe ich. Das rede ich mir zumindest ein. Und dann kommt es so aus mir raus, es fliesst in meine Hände und meine Fingerkuppen tippen auf die Tastatur ein. Gleichzeitig gibt es mir Zeit, es so detailliert zu sagen, wie ich es eben als nötig finde, und versuche meine Gedanken auf den Punkt zu bringen. Ich liebe den Freiraum, den ich so gerne lasse, damit sich jeder seine eigene Geschichte in meine Texte reindenken können.
Und was ich so unglaublich am Schreiben liebe, sind die Satzzeichen. Kleine Punkte und Striche, die so viel mehr am Geschriebenen verändern können, als man vorerst vermutet. Früher fand ich Interpunktion überflüssig und die Kommaregel und ich waren keine Freunde. Und ich bin mir fast sicher, dass ich zu viele davon verwende. Punkten, Kommas, Anführungszeichen, Ausrufezeichen, Gedankenstriche, Semikolons.
Und da ist es, mein liebstes aller Satzzeichen: dem Semikolon.
Früher bei den Diktaten wurde es als «Punkt-Strich» bezeichnet, was ja an sich falsch ist, da es aus einem Punkt und einem Komma besteht. Ja, das ist ein Unterschied, denn ein Strich ist zum Beispiel ein Bindestrich oder Gedankenstrich ist, aber sicher KEIN Komma. Item.
Warum ich es liebe? Zwei Gründe: es hat einen Punkt und ein Komma.
Der Punkt beendet etwas. Einen Satz, eine Sache. Und das Komma trennt Dinge voneinander ab. Als kleine Mauer, die aber nicht möchte, dass etwas fertig ist, aber die Dinge doch voneinander abgrenzen möchte.
Und dann ist da die Verbindung der beiden; das Semikolon.
Der Satz hätte zwar eigentlich an sich fertig sein können, weil da ein Punkt ist; aber trotzdem ist er noch weitergegangen, weil da noch ein Komma dazukam.
Und so ist es im Leben. So oft haben wir das Gefühl, es könnte zu Ende sein, aber es geht immer weiter. Irgendwie. Und dann die Geduld zu haben, den Satz nicht zu beenden, sondern noch weiterschreiben zu lassen; nicht aufzugeben und einen weiteren Teil zu suchen.
Und trotzdem aber auch den Mut haben, einen Punkt zu setzen. Denn manchmal kann es erst weitergehen, wenn man sich von gewissen Dingen verabschiedet hat.
Ich wünsche dir ein Semikolon, dass du überall hinsetzten kannst, wo du es auch brauchen wirst.
Alles Liebe, Julia
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