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Wovor wir uns am meisten fürchten...

The thing you  are most afraid to write. 

Write that. 

- advice to young writers


Man soll über die Sache schreiben, vor der man am meisten Angst hat, sagen sie. Die Sache, die man am liebsten einfach ignorieren möchte, die Sache, ohne die es besser gehen würde. Ich hatte früher nie Mühe über meine Ängste zu schreiben. Es floss so dahin von meinen Fingern auf das Blatt Papier. Doch irgendwann begann ich, mir das zu verbieten, wie es wahrscheinlich so viele tun. Denn wir sind erwachsen, wir sind Vorbilder, wir sind stark. Wir wollen nicht, dass uns unsere Ängste dominieren, so verbannen wir sie. 
Ich habe kürzlich ein Kurzgedicht gefunden, welches ich vor einigen Jahren geschrieben habe: 

Im Fluss der Welt treiben wir,
und sinken von Zeit zu Zeit ab.
Suchen Halt, suchen Beständigkeit,
suchen etwas, woran wir uns festhalten können.

Denn meine Angst wird es, je länger ich schreibe, wirklich einen Einblick darin zu geben, was ich fühle; auch mal zuzugeben, dass ich auch von Zeit zu Zeit absinke. Denn es macht verletzlich, und wir wollen doch unverwundbar sein. Kleine Superhelden. Und dann lächle ich über mein Teenager-Ich, dass so viel deutlicher gespürt hat, was ich fühlte. 

Warum reden wir Menschen nie darüber was wir wirklich fühlen, sondern nur immer über das, was wir meinen fühlen zu müssen. Ich meine, was haben wir zu verlieren? Das Herz auf der Zunge zu haben ist nicht schlecht. Es rettet einen sogar davor, uns in etwas hineinzureiten, vor dem wir uns selbst noch retten können. 

Die Angst vor Schmerzen, vor Enttäuschungen macht uns echt, aber schützt uns nicht. Wir kennen sie und werden sie auch immer wieder kennenlernen. Es ist halt eben Teil des Lebens, wie die schönen Seiten auch. 

Obwohl es oft scheint, als würde ich mein Herz auf meiner Zunge tragen, so spricht manchmal etwas aus mir, das etwas Ähnliches zu sein scheint. Nur weniger Gefühle, weniger das Ich, dass ich nicht zeigen möchte. Aber auch ich bin ein Mensch wie jeder andere, mit Freuden und Schmerzen, mit Höhen und Tiefen, und mit Auseinandersetzungen, die ich oft lieber nicht führen möchte. Die meisten davon, sind mit mir selber. 

Also schreibe ich über das, wovor ich am meisten Angst habe; vor den grossen Gefühlen, die ich lieber klein halten würde. 
Irgendwo versteckt zwischen den Zeilen. Und wer genau hinschaut, wird sie auch irgendwo finden. 

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