Direkt zum Hauptbereich

all die ungesagten Dinge

Wenn ich alleine bin oder Zeit zum Nachdenken habe, kommen sie mir in den Sinn; all die Dinge, die ich gerne noch sagen würde oder gesagt hätte. Zu einem bestimmten Zeitpunkt oder zu einer bestimmten Person.

Im Französischen gibt es den Ausdruck «l’esprit de l’escalier» der bedeutet, dass man nach einem Gespräch über all die Dinge und Argumente nachdenkt, die man noch hätte sagen können, es aber dafür nun zu spät ist. Oder wie es andere sagen würden: Der Witz steht noch auf der Treppe, aber die Gelegenheit ist schon durch die Türe. 

Und so geht es mir öfters. Mittlerweile nicht nur bei Gesprächen, sondern auch bei schriftlichen Konversationen und Chatnachrichten. Manchmal lese ich das Geschriebene noch einige Male durch und werde mir dadurch nur noch bewusster, was ich «gesagt» habe und was ich vielleicht hätte sagen sollen. Denn am liebsten bin ich witzig, mit einer grossen Portion Ehrlichkeit, aber nur so viel, dass es doch niemanden verletzt. Aber öfters kommt es dann doch anders heraus, als geplant. 
Und vor allem beim Schreiben von Chatnachrichten werde ich irgendwann unauthentisch, weil ich dann doch zu lange darüber nachdenke, was ich gerne sagen möchte. Aber selbst dann würde ich einige Nachrichten nachträglich nochmal gerne löschen oder anders formulieren. 

Fakt ist, dass es einfach Situationen gibt, die irgendwann vorbei sind. Unveränderlich. Was gesagt ist, ist gesagt, was getan ist, ist getan. Das ist nichts Schlimmes, das ist das Leben. Wir dürfen aber deshalb trotzdem nicht als Ausrede nehmen, dass gewisse Argumente, Wünsche oder vielleicht auch Komplimente ungesagt bleiben müssen. Natürlich funktioniert ein «Treppenwitz» bei einem anderen Gespräch nicht mehr. Aber es gibt so viele Dinge, die uns auf der Seele brennen und gesagt werden sollten, auch wenn es schwierig ist. 

Sag Menschen, die du magst, dass du sie magst. 
Verteile Komplimente und nehme sie auch an, denn das ist umso schwieriger. 
Erkläre, weshalb dich Dinge verletzt haben. Aber dann lerne zu verzeihen. 
Bedanke dich.
Verabschiede dich von gewissen Menschen, auch wenn’s schwerfällt.
Trage dein Herz auf der Zunge.

Sag all die Dinge, die nicht ungesagt bleiben sollen. 

Alles Liebe, Julia

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Ode an meine Zwanziger

Nur kurz vorab: Dieser Post wird keine Ode im klassischen Sinne, sondern eine, in meinem Sinne. So wie ich nämlich auch meine Zwanziger gelebt habe.    Ich stehe kurz vor meinen Dreissigern, nur noch einen Augenblick entfernt. Vor ein paar Jahren noch mein Endgegner, heute ist es eher eine Erleichterung. Die Zwanziger waren für mich eine Herausforderung zwischen Überleben, Kämpfen und Leben. Die Reihenfolge war hier frei wählbar, Episoden waren wiederkehrend und manchmal war es auch alles miteinander.    In den Zwanziger kann man alles tun, man sollte aber auch alles tun. Sich ausprobieren, reisen und Neues erleben. Am besten aber auch Geld verdienen, sich ein Standbein aufbauen und gleichzeitig in die Zukunft schauen. Alte Kontakte pflegen und neue Menschen kennenlernen, und vor allem auf eigenen Beinen stehen.  Ich nahm das sehr ernst. Vielleicht oft auch zu ernst. Ich habe mich mental an diesen Vorstellungen festgehalten und wurde erst frei, als ich all das l...

Löcher

Said we′ve got holes in our hearts We've got holes in our lives We′ve got holes, we've got holes But we carry on Sang Passenger von der Bühne. Und ich mindestens so laut, aber ein bisschen weniger treffend, mit ihm. Im Regen, umgeben von vielen Menschen, und einer der wenigen Gedanken, die ich hatte, war, dass ich wieder schreiben will. Dass ich schreiben muss. Weil es sonst schade wäre um all die Gedanken, die gedacht, aber nie niedergeschrieben wurden. Denn dann wären sie nur noch Gedanken, die verloren wurden.    Ich habe die Angewohnheit, dass ich während des Schreibens nie unter Menschen bin, die ich kenne. Ich habe keine Probleme an öffentlichen Orten zu schreiben, da bin ich anonym. Ich liebe es, wenn andere meine Texte lesen, wenn es sie berührt, wenn sie ein Stück davon für sie mitnehmen können. Aber bitte nicht vor meinen Augen. Vielleicht aus Angst, dass man da etwas sehen könnte, das ich nicht zeigen wollte.    Lebensumstände verändern sich. So war es auc...

Love it, change it or leave it

Wir kennen sie alle, diese tollen Sprüche, die irgendwo über einer Küchenzeile hängen oder ein Postkartensujet zieren. Wir stempeln sie unter Alltagsphilosophie ab, lesen sie mit einem Augenzwinkern und belächeln diese Phrasen, die wenig Tiefgang zu haben scheinen.   Aber sind wir ehrlich: Hätten sie nichts Wahres an sich, nicht einen Funken Gehalt, dann würden sie auch nirgends stehen.   Love it Ich glaube das wir dafür gemacht sind, herauszufinden, was wir lieben. Um anzukommen, um Heimat zu finden, um Zufriedenheit zu erleben. Wenn wir lieben, was wir tun, sind wir glücklich. Und wenn wir lieben, wer uns umgibt, fühlen wir uns getragen. Sind wir zu Hause. Liebe bringt uns zurück zu uns. Change it Ändere, was sich nicht (mehr) danach anfühlt, als sollte es so in dein Leben gehören. Streich dein Leben neu, zieh deine Gedanken um, bau deine Welt um. Niemand zwingt dich dort zu bleiben, wo du bist, ausser du selbst.   If you do, what you always did, you’ll get, what y...