Immer wieder ertappe ich mich dabei, dass ich das Gefühl habe, dass jemand anderes «gerettet» werden muss. Ich meine zu glauben, dass es der Person besser gehen könnte, wenn sie etwas ändern würde. Und doch ist es so: Obwohl man gerne jemanden retten möchte, will die Person gar nicht gerettet werden. Als ob ich einen Rettungsring ins Wasser werfe, die andere Person aber gerne noch etwas vor sich «hinstrampelt».
Ganz ehrlich: ich bin auch so! Ich will manchmal gar nicht gerettet werden, ich will mir manchmal nicht helfen lassen, weil es meine Sturheit nicht zulässt. Früher war es eher so, dass ich mir gerne leidgetan habe und mich oft etwas in meinem Selbstmitleid suhlte. Obwohl ich umgeben war von helfenden Händen, habe ich gerne gezögert, bevor ich sie genommen habe.
Vor allem in der Pubertät genoss ich es zu schwimmen, mich treiben zu lassen in meinem Leid – meinem Selbstmitleid und manchmal sogar im Mitleid anderer. Denn alles was man erhält ist Aufmerksamkeit. Und solange der Schmerz nicht unerträglich wurde, war ich auch nicht bereit, irgendetwas zu ändern.
Heute ist es anders. Man möchte doch Prestige bewahren, stark und stolz sein, Dinge eben «schaffen», auch wenn der Berg manchmal unbezwingbar ist. Und doch versuchen wir es, immer und immer wieder. Wir möchten uns selber aus Situationen retten, obwohl wir es oft gar nicht können. Wir versuchen es manchmal so lange, bis uns das Leben stoppt.
Gleichzeitig haben wir manchmal auch den Drang, alle anderen um uns herum retten zu müssen, ihnen Dinge abzunehmen, die wir nicht müssten. Dies nur, damit wir vielleicht auch die Bürden, die uns sonst schon auferlegt wurden, zu verdrängen. Wir bekämpfen Feuer mit Feuer. Und trotzdem scheint diese Sinnlosigkeit manchmal Sinn zu machen.
Man kann nicht alle und jeden retten. Man kann nicht andere vor dem Unheil bewahren. Man kann lediglich die Rettungsboje bereithalten, und trotzdem nie die Sicherheit haben, ob jemand gerettet werden möchte, wenn man sie auswirft. So ist das Leben.
Und vielleicht nützt es auch nachzudenken, weshalb mich andere retten wollen. Denn vielleicht muss ich das.
Und vielleicht nützt es auch nachzudenken, weshalb mich andere retten wollen. Denn vielleicht muss ich das.
Man kann sich dann selber retten, wenn man sich retten lässt.
Alles Liebe, Julia
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