Ich starte mal wieder mit einem Spruch, der mich im Moment sehr beschäftigt: «Weniger ist mehr.» Doch ganz ehrlich frage ich mich in letzter Zeit immer öfters, wovon ich denn weniger nehmen muss, damit ich mehr erhalte? Denn ganz realistisch gesehen sollte doch mehr von etwas mehr geben und nicht weniger. Und auch nicht umgekehrt. Oder?
Wir sind eine Generation von Jägern und Sammlern. Wir leisten uns sogar Dinge, die wir uns nicht leisten können. Wir leasen, nehmen Kredite auf. Wir möchten alles haben, wir definieren uns über Dinge und nicht über Taten. Wir stehen unter gesellschaftlichem Druck, den wir aber selber kreieren.
Wir werden «influenced». Nun nicht mehr ausschliesslich von Werbung im Fernseher oder in Zeitschriften, sondern für Menschen, die explizit dafür bezahlt werden, dass sie uns Dinge nahelegen, die wir ohne sie nie kaufen würden. Cookies machen es dem Internet möglich, uns Sachen zu präsentieren, nach denen wir einst gesucht oder sie zufälligerweise gefunden haben und uns irgendwann kaufen, weil uns dies immer wieder vorschlagen wird. Wir jagen und sammeln also weiter, weil es uns so einfach gemacht wird. Wir haben Schränke, die Drogeriemärkten, Boutiquen und Lebensmittelläden gleichen. Und so stapeln sich Dinge um uns, die uns eigentlich bereichern sollten, uns aber oft belasten.
«Does it spark joy?»
Es gibt eine Japanerin, die dem Abhilfe schaffen möchte und mit einer Aufräum-Methode bekannt worden ist. Grundsätzlich ist das Prinzip sehr einfach. Man sammelt alle Einheiten einer Kategorie (zum Beispiel Kleider oder Bücher) an einem Ort. Man nimmt jedes einzelne Teil in die Hand und fragt sich, ob es in einem auch Freude auslöst oder wirklich gebraucht wird. Ist man konsequent, sollte man schliesslich nur noch Dinge besitzen, die einem entweder Freude bereiten oder wirklich ge- und benutzt werden.
Und so entsteht aus dem vielen Sammeln eine Gegenbewegung, die den Wunsch nach weniger hat. Ich merke selber, wie ich Raum zum Atmen brauche, der nicht vollgestopft ist mit Dingen, die ich nicht brauche. Ich möchte lediglich Sachen um mich haben, die ich liebe, die mich glücklich machen, mich entspannen und nicht stressen. So ist es meine freie Entscheidung, ob ich eine Wohnung voller Steine oder weniger Schätze habe.
Der amerikanische Buchautor und «Minimalist» Joshua Fields Millburn sagte am Ende einer Veranstaltung, die ich mir angeschaut habe: «Love people and use things. The opposite never works.» Also: liebt Menschen und benutzt Dinge, das Gegenteil hat nie funktioniert und wird es auch nie. Zumindest macht es nicht glücklicher.
Fülle dein Leben mit Dingen, die dich glücklich machen und nicht mit Sachen, die es einfach füllen. Denn das bedeutet noch lange nicht, dass es dein Leben erfüllt.
Alles Liebe,
Julia
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