Direkt zum Hauptbereich

alles, was du bist

Ich habe letztens meinen alten Blog durchforscht und meine Texte, Gedichte und Gedanken durchgelesen. Sie schienen mir manchmal weit entfernt, als wäre es gar nicht ich gewesen, die das geschrieben hat. Und da bin ich auf ein kurzes Gedicht gestossen:

Wenn du alles sein willst,
das du nicht bist,
würdest du alles verlieren,
was du bist.

Könntest du diesen Verlust ertragen?

Und das hat mich nachdenklich gemacht. Denn es ist doch so, oft strebt man nach dem, was (noch) nicht da ist. Nach Dingen, die einem ideal erscheinen, besser, perfekter. Und so bin ich auch. Ich wünsche mir manchmal etwas anderes her, ohne manchmal so genau zu wissen weshalb. Ich schaue nicht das an, was ich habe. 

Und nun sag mir, könntest du den Verlust ertragen? Könntest du ohne all das leben, was du dir erarbeitet hast, ohne alles, das um dich besteht. Könntest du all das hinter dir lassen, um ein vermeintlich besseres, schöneres Leben zu haben?

Ich nicht. 

Denn wenn ich um mich schaue, sehe ich meine Familie, meine Freunde. Ich habe einen Job, den ich gerne ausübe, ich habe Freizeitbeschäftigungen, die mich bereichern. Ich habe ein Leben mit Macken, wie es wahrscheinlich jeder hat. Auch bei mir scheint oft die Sonne und genauso hat mein Leben Schattenseiten. Die hat jedes Leben, nur werden sie nicht immer gesehen. 

Das Kurzgedicht hat mir geholfen den Blick für die Dinge zu öffnen, die da sind. Und nicht immer nur zu sehen, was ich nicht habe. Und da sind wir wieder bei der Dankbarkeit und nicht beim Neid. Denn es gibt viel zu viele Dinge in meinem Leben die ich liebe, die ich für nichts eintauschen würde. 

Ich wünsche dir, dass du diesen Verlust auch nicht ertragen könntest. 
Ich wünsche dir den Blick für all die wunderschönen Dinge, die du hast.

Alles Liebe, Julia

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Ode an meine Zwanziger

Nur kurz vorab: Dieser Post wird keine Ode im klassischen Sinne, sondern eine, in meinem Sinne. So wie ich nämlich auch meine Zwanziger gelebt habe.    Ich stehe kurz vor meinen Dreissigern, nur noch einen Augenblick entfernt. Vor ein paar Jahren noch mein Endgegner, heute ist es eher eine Erleichterung. Die Zwanziger waren für mich eine Herausforderung zwischen Überleben, Kämpfen und Leben. Die Reihenfolge war hier frei wählbar, Episoden waren wiederkehrend und manchmal war es auch alles miteinander.    In den Zwanziger kann man alles tun, man sollte aber auch alles tun. Sich ausprobieren, reisen und Neues erleben. Am besten aber auch Geld verdienen, sich ein Standbein aufbauen und gleichzeitig in die Zukunft schauen. Alte Kontakte pflegen und neue Menschen kennenlernen, und vor allem auf eigenen Beinen stehen.  Ich nahm das sehr ernst. Vielleicht oft auch zu ernst. Ich habe mich mental an diesen Vorstellungen festgehalten und wurde erst frei, als ich all das l...

Löcher

Said we′ve got holes in our hearts We've got holes in our lives We′ve got holes, we've got holes But we carry on Sang Passenger von der Bühne. Und ich mindestens so laut, aber ein bisschen weniger treffend, mit ihm. Im Regen, umgeben von vielen Menschen, und einer der wenigen Gedanken, die ich hatte, war, dass ich wieder schreiben will. Dass ich schreiben muss. Weil es sonst schade wäre um all die Gedanken, die gedacht, aber nie niedergeschrieben wurden. Denn dann wären sie nur noch Gedanken, die verloren wurden.    Ich habe die Angewohnheit, dass ich während des Schreibens nie unter Menschen bin, die ich kenne. Ich habe keine Probleme an öffentlichen Orten zu schreiben, da bin ich anonym. Ich liebe es, wenn andere meine Texte lesen, wenn es sie berührt, wenn sie ein Stück davon für sie mitnehmen können. Aber bitte nicht vor meinen Augen. Vielleicht aus Angst, dass man da etwas sehen könnte, das ich nicht zeigen wollte.    Lebensumstände verändern sich. So war es auc...

Love it, change it or leave it

Wir kennen sie alle, diese tollen Sprüche, die irgendwo über einer Küchenzeile hängen oder ein Postkartensujet zieren. Wir stempeln sie unter Alltagsphilosophie ab, lesen sie mit einem Augenzwinkern und belächeln diese Phrasen, die wenig Tiefgang zu haben scheinen.   Aber sind wir ehrlich: Hätten sie nichts Wahres an sich, nicht einen Funken Gehalt, dann würden sie auch nirgends stehen.   Love it Ich glaube das wir dafür gemacht sind, herauszufinden, was wir lieben. Um anzukommen, um Heimat zu finden, um Zufriedenheit zu erleben. Wenn wir lieben, was wir tun, sind wir glücklich. Und wenn wir lieben, wer uns umgibt, fühlen wir uns getragen. Sind wir zu Hause. Liebe bringt uns zurück zu uns. Change it Ändere, was sich nicht (mehr) danach anfühlt, als sollte es so in dein Leben gehören. Streich dein Leben neu, zieh deine Gedanken um, bau deine Welt um. Niemand zwingt dich dort zu bleiben, wo du bist, ausser du selbst.   If you do, what you always did, you’ll get, what y...